Sportlich 01/2023

SPORTLICH(T) Wir sind Trudering 8 „Finger weg – wir können auch anders!“ Eine gemeinsame Initiative von BLSV und BSJ zur Prävention sexualisierter Gewalt (PsG) – das neue Konzept des TSV Trudering vorgestellt von Caroline Dopfer Beim TSV Trudering trainieren mittlerweile etwa 1900 Kinder und Jugendliche pro Woche. Im Training geht es bei uns nicht nur um sportliche Leistung, sondern auch um ein soziales Miteinander: Wir üben Fairplay und begegnen uns auf Augenhöhe. Diese Werte gelten nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Trai- nerInnen und Eltern. Es kann aber Situationen geben, in denen das Vertrauen von Kin- dern und Jugendlichen missbraucht, Macht und Gewalt ausgeübt werden. Die Zahlen aus der Dunkelforschung besagen: Etwa jedes vierte bis fünfte Mädchen, jeder achte bis zehnte Junge ist in sei- nem Leben von sexualisierter Gewalt betroffen. Das heißt konkret: Sie/er erlebt vor der Volljährigkeit mindestens einen sexuellen Übergriff mit Körperkontakt. Wir wollen das zumindest bei uns im Sportverein mit einer offenen Gesprächskultur und klaren Regeln verhindern: Durch starke Prä- vention wollen wir den bestmöglichen Schutz für Kinder und Ju- gendliche. Deshalb hat sich der TSV Trudering dazu entschlossen, noch präsenter zu werden und noch klarer und kompromissloser seine Haltung zu zeigen. Daher haben wir unser bereits bestehendes Schutzkonzept durch weitere Schutzelemente ausgebaut. Mit neu angepassten Struk- turen und Prozessen wollen wir optimal für Wohl und Schutz von Kindern und Jugendlichen eintreten. Das neue TSV Schutzkonzept besteht aus vier Bausteinen: 1. Polizeiliches Führungszeugnis: beim TSV bereits seit mehreren Jahren verpflichtend Jede/-er Trainer/-in im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist dazu verpflichtet, vor Vertragsabschluss ein erweitertes Füh- rungszeugnis vorzulegen. Ohne Zeugnis kein Vertrag. 2. Selbstverpflichtungserklärung: beim TSV bereits seit mehreren Jahren verpflichtend Jede/-er Trainer/-in ist bei Vertragsabschluss dazu verpflichtet, die Selbstverpflichtungserklärung zu unterschreiben. Dadurch verpflichtet sie/er sich, die darin festgelegten Regeln einzuhal- ten, damit Grenzüberschreitungen nicht stattfinden, bzw. diese gegebenenfalls unverzüglich zu melden. 3. Schutzvereinbarung: aktuell neu eingeführt Dies ist eine Art Hausordnung des TSV Trudering. Sie gilt für jede Person, die sich im Rahmen des Vereins aufhält und agiert. Sie gibt einen roten Faden vor, wie wir im Verein miteinander umgehen. Neben der Sensibilisierung für mögliche Grauzonen im Kontext von sexualisierter Gewalt werden konkrete präventi- ve Verhaltensanleitungen festgelegt. Respekt und Wahrung von Persönlichkeitsrechten und Privatsphäre sind darin ebenso the- matisiert wie auch Aspekte zur Verhinderung zwischenmensch- licher Probleme. 4. Vertrauenspersonen: aktuell neu eingeführt Als Vertrauenspersonen stehen wir, das sind Stephan Handt- mann und ich selbst, die Caro, allen Mitgliedern, Kindern und Jugendlichen, deren Eltern und dem Trainerteam beim Thema PsG zur Seite. Bei Problemen oder Verdachtsfällen kann sich jede Person, egal ob Kind oder erwachsen, an uns wenden: Wir haben für jedes Anliegen ein offenes Ohr. Alles wird garantiert vertraulich behandelt. Wir bemühen uns, bestmöglich weiterzu- helfen. Außerdem werden wir an vielen Trainingsstätten einen „Kummer- kasten“ anbringen: Kinder und Jugendliche, die Hilfe benötigen, haben so die Möglichkeit, ihre Anliegen in Briefform oder durch ein gemaltes Bild an die Vertrauenspersonen weiterzugeben, denn die wenigsten Opfer sind in der Lage, über das Erlebte zu sprechen. Kinder, die sich trauen, auch mal nein zu sagen und ihre Grenzen mitteilen können – das ist mit die beste Prävention! Das Thema Prävention sexualisierter Gewalt (PsG) ist für viele Menschen ein meist unangenehmes Thema und oft mit Scham be- legt. Dennoch und gerade deshalb ist es unabdinglich, eine offene Gesprächskultur zu diesem Thema zu pflegen. Nur so können mög- liche Straftaten auch frühzeitig verhindert oder erkannt werden! Das beste Schutzkonzept bringt nichts, wenn es auf dem Pa- pier steht. Prävention findet nur statt, wenn sie gelebt wird! Ein echt schweres Thema, – ich weiß. Und bevor jetzt ein Gefühl von Ohnmacht entsteht, ist es mir sehr wichtig nochmals zu be- tonen, dass das Sensibilisieren, das offene Gespräch der größte Schritt ist, er sich aber unbedingt lohnt! Lasst uns gemeinsam eine offene Gesprächskultur, ein wertschätzendes Miteinander etablieren, so werden wir alle ein Teil von gelebter Prävention!

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