Sportlich 02/2020

6 BASKETBALL Wir sind Trudering Der Ungeduldige und die Macherin Zwei Argentinier brachten den Basketball nach Trudering. Ruben und Liza Braunmüller kamen 2002 nach Deutschland. Im Jahr 2011 waren beide im TSV Trudering stark eingebunden – Kinder trainier- ten, Ruben spielte und trainierte Fußball, Liza engagierte sich im KidsClub. Wie jeden Winter sollten die Fußballer auch 2011/2012 in der Halle trainieren. Ruben hasste jedoch den Hallenfußball: „Die Füße taten immer weh!“ Mit ein paar Kameraden malte er sich aus, wie schön es doch wäre, im Winter Basketball zu spie- len. Zu Hause und im Verein bekam Liza Wind davon und kriegte auch mit, dass die ersten Versuche, eine Halle zu bekommen nicht fruchteten. Ruben sei zunehmend „unausstehlich“ geworden, war er doch im Winter sportlich nicht ausgelastet. Liza reichte es. Sie nahm die Sache in die Hand. Mit einer erstaun- lichen Energie trat sie in Gespräche mit der Geschäftsführung, mit Nachbarvereinen, kontaktierte die Stadt und irgendwann sprach sie Leute auf Freiplätzen an. Eine Basketballabteilung musste ge- gründet werden, um eine Halle zu bekommen und Liza Braunmüller wurde die erste Abteilungsleiterin. Eine Spielgemeinschaft mit TSV Waldtrudering wurde gebildet, Ruben war der erste Trainer, besorgte die Trikots und bereits 2012/2013 absolvierte das Herren- team „TSV TWT“ (Trudering – Waldtrudering) seine erste Saison in der Kreisklasse. Stefan Dengler aus der Fußballabteilung half mit der ersten Finanzierung, Freunde aus MTV München halfen, die Formalien zu erlernen, doch die treibende Kraft blieb Liza. Un- Die Mutigen Jede historische Darstellung lebt von der Aura der großen Persönlichkeiten, die sie prägten. ter anderem hielt sie Absprachen mit dem TSV Haar, damit die Jugendlichen, die dort nicht mithalten konnten, bei uns ihr bas- ketballerisches Zuhause finden. Und das war Liza, die sich Sorgen machte, dass die Halle in der Feldbergschule nach dem Turnertrai- ning zu rutschig war, und auf die Suche nach Alternativen ging. Eine Anzeige in HALLO führte zu einer Flut an Anmeldungen. Zu Beginn der Saison 2012/2013 zählte die Basketballabteilung stolze 65 Mitglieder, davon 40 Kinder. Das erste Team gewann alle Spiele der ersten Saison und stieg auf, die Abteilung durfte bald in eine größere Halle ziehen. Der Grundstein war gelegt. Nach einem Jahr gab Liza die Leitung an Ibi Saleh weiter. Ruben sagt heute: „Wenn du was Neues beginnst, musst du ein Gesicht aus Zement haben, damit die Schläge nicht so weh tun“. Liza: „Was mich trieb? Die Freude am Entdecken des Möglichen, Machbaren…“ Der Visionär Dwanis Jones war mit 21 im Besitz einer Firma für Autoersatzteile in West Palm Beach, Florida, als er dort ein Basketballprogramm gründete. Man kannte sich in dem kleinen Ort, die bürokratischen Hürden waren niedrig. Die Schulen, die Stadtverwaltung halfen, man konnte viel draußen spielen, und es herrschte kein Mangel an Interessierten. Nach nur 3 Jahren erfasste das Programm 20 Nachbarorte, die in einer eigenen Liga spielten. Auch alle Jahre danach trainierte Dwanis weiter. 2015 kam er als Englischlehrer nach Trudering und trat bald der Herrenmannschaft bei. Nur ein Jahr später wurde er der neue Abteilungsleiter („alle versprachen zu helfen ;-)“), und im Nu war er auch Trainer von gut 100 Mitglie- dern – 3 Gruppen Kinder und Jugendlichen und dem Herrenteam. „Coach D“ hatte Erfahrung und Vorstellungen, wo es hingehen soll- te. Vor allem bei Kindern waren der Zulauf und die Begeisterung groß – trainierte doch ein „echter Amerikaner“ Basketball in Trude- ring! Doch die Arbeit, die es zu bewältigen galt, war unermesslich und die Finanzen immer klamm. Die administrative Tätigkeit konnte mit den wachsenden Ansprüchen und auch Aussichten nicht mehr Schritt halten, die Hürden im Alltag wurden höher. Zu hoch. Die Herrenmannschaft zog nicht mehr mit, die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung klappte nicht, vielleicht auch wegen Verständi- gungsschwierigkeiten. Warum tat er das trotzdem? Coach D: „Ich mochte es zu sehen, die Kinder mit Basketball begeistert zu haben! Ich tat das für sie. Ich liebte deren Freude, wenn sie mich in der Liza und Ruben Braunmüller, 2011.

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