Sportlich 01/2015

47 HANDBALL www.tsvtrudering.de Diedritte.com – Wer ist das??? Im Jahre des Herrn 1994, also vor nun- mehr 20 Jahren, hatten einige ehemalige Spieler der 1. HB-Herrenmannschaft, die „in die Jahre“ gekommen waren, eine verwegene Idee: Sollte es möglich sein mit gleichgesinnten Handballveteranen eine Mannschaft zusam- men zu stellen, die ohne Trainer und ohne Trai- ning an einem regelmäßigen Spielbetrieb teil- nehmen könnte? Und dass sogar erfolgreich? Die vergangenen Jahre haben gezeigt: ja, es geht! Es konnten, wenn auch in den untersten Spiel- klassen, einige Meisterschaften errungen wer- den, zuletzt in der abgelaufenen Saison. Trotz teilweise amüsanter Anmerkungen („die könn- ten alle Eure Väter sein!“ … „jetzt kommen sie schon zum Sterben hierher!“… „die nehmen doch schon Marcumar!“… etc.) Und auch gelegentlicher Niederlagen konnten doch überwiegend geschlagene Gegner zurückgelassen werden. Ein Journalist der SZ schrieb: „die Handballer von Trude- ring III sind doppelt so alt wie ihre Gegner, trainieren nie und gewinnen immer“. Wie machen die das? Es liegt vermutlich zum einen an den extrem durchtrainierten Körpern dieser Modellathleten, zum anderen auch an der überra- genden Schnelligkeit der Protagonisten selbst sowie der von ih- nen reihenweise fehlerfrei und perfekt aufeinander abgestimmt vorgetragenen Spielzüge und – nicht zu vergessen – der souverä- nen Abgeklärtheit und absoluten Ruhe und Gelassenheit zu jedem Zeitpunkt des Spielgeschehens. Soweit der Traum. Tatsächlich ist in dieser Mannschaft bestenfalls der Torwart von absoluter Gelas- senheit bis hin zu völliger stoischer Ruhe ausgestattet, vor allem in Situationen (z.B. nahender Torwurf), wo er dies eben gerade nicht sein sollte! Die Spieler rasen in einem Tempo über das Spielfeld, dass man jedem Einzelnen von ihnen während des Laufens die Schuhe aus- und auch wieder anziehen könnte, ohne dass er es merken würde! Ein Spiel der Dritten muss man nicht filmen (falls das irgendjeman- dem vollkommen unverständlicherweise einmal in den zweifelsoh- ne stark getrübten Sinn kommen sollte), einen Angriff der Dritten kann man ganz gemütlich fotografieren! Das Geheimnis des Erfolges ist neben der noch aus der Vergan- genheit in höheren Spielklassen (Landesliga bis 2.Bundesliga) ru- dimentär vorhandenen Fähigkeit mit dem Spielgerät umzugehen auch eine gewisse Suchtkrankheit. Ein Zeichen für Sucht sind Schweißausbrüche. Die sind bei Handballern, in Abhängigkeit vom individuellen kör- perlichen Engagement auf dem Spielfeld, normal. Die Spieler der Dritten jedoch, welche durch plötzliche Schweißausbrüche auffal- len, sitzen auf der Bank! Die körperliche Ertüchtigung dort hält sich jedoch in überschaubaren Grenzen, so dass die Transpiration nur als Symptom einer Handballsucht gewertet werden kann. Zudem finden regelmäßig völlig sinnlose Diskussionen mit den Schiedsrichtern statt, um die Fragwürdigkeit eines Siebenmeter- pfiffes für den Gegner oder eine Zweiminutenstrafe für den eige- nen Mitspieler (welche Unverfrorenheit! Sie spielen doch gefühlt ohnehin die ganze Zeit in Unterzahl!) anzuprangern, obwohl noch nie einer der Herren in Schwarz eine Entscheidung zurückgenom- men hat! Ist der diskussionsfreudige ältere Herr in dieser Situation also gerade besonders „high“? oder schafft er durch sein Verhalten vielleicht eine – taktisch durchaus kluge – kleine Verschnaufpau- se? Man weiss es nicht. Aber Erfolg hin oder her, um Mitglied in dieser Mannschaft sein zu können, sollte man über einen gewissen Humor und die Fähigkeit über sich selbst zu lachen verfügen. Kenntnisse in Sachen Handball sind hilfreich, seriöse Reife oder gar Altersweisheit eher hinderlich. Auch in der kommenden Saison wird die Dritte wieder an den Start gehen und versuchen so manchem gegnerischen Trainer Kopf- schmerzen zu bereiten. Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Dritte im Höhentrainingslager in Südtirol 2014

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